Geschäftsbericht
2022
«Danke, dass Sie uns auf unserem Weg begleiten.»
«Entscheide müssen gefällt, aber jederzeit hinterfragt werden.»
«Entscheide müssen gefällt, aber jederzeit hinterfragt werden.»
Welcher berufliche Werdegang hat sie in den Verwaltungsrat des Spitals Uster geführt?
Mein berufliches Leben lässt sich in drei Abschnitte teilen. Im ersten war ich klinisch tätig. Ich machte meine Ausbildung zur Fachärztin der Anästhesiologie und Intensivmedizin und arbeitete im In- und Ausland in sämtlichen Positionen bis hin zur Chefarztfunktion und zum Geschäftsleitungsmitglied. Aus dieser Phase habe ich von Grund auf gelernt, wie ein Spital funktioniert. Im zweiten beruflichen Abschnitt absolvierte ich einen Master in Business Administration, gründete meine Firma «nextchange» und führte verschiedene Spitäler durch Krisen oder Turnarounds. Dabei hatte ich stetig mit Change- und Digitalisierungsthemen zu tun. Heute bin ich neben meiner Selbstständigkeit hauptsächlich als Verwaltungsrätin tätig. Mit meinem Werdegang bringe ich beste Voraussetzungen mit, unser Gesundheitswesen mitzugestalten und weiterzuentwickeln. Darin sehe ich meine jetzige Aufgabe und da liegt meine Leidenschaft.
Dr. med. Sacha Geier, Verwaltungsratspräsidentin Spital Uster
Hatten Sie schon früh eine Vorstellung, wohin Sie beruflich möchten?
Oh ja, das hatte ich. Schon als Kind wollte ich Ärztin werden. Und wissen Sie was? Wenn ich noch einmal die Wahl hätte – ich würde wieder Medizin studieren.
Obwohl Sie klinisch gar nicht mehr tätig sind und es offenbar auch nicht vermissen?
Die klinische Zeit war wunderbar. Aber sie liegt hinter mir. Sie hat den Grundstein dafür gelegt, wo ich heute stehe. Ich erachte es als wichtig, dass in der Führung des Gesundheitswesens Menschen sitzen, die nicht nur einen betriebswirtschaftlichen, sondern auch einen medizinischen Hintergrund mitbringen und das Geschäft von Grund auf kennen.
Gab es Vorbilder, die Sie auf Ihrem Werdegang begleitet oder inspiriert haben?
Geprägt hat mich Dr. Knöpfli. Er war mein Kinderarzt. Auf wundersame Weise schaffte er es immer, uns Kinder überaus gut abzuholen. Er hatte für alles eine Lösung, war sehr menschlich und schaffte es selbst in Situationen, in denen er nicht persönlich agieren konnte – zum Beispiel als er mich mit einem entzündeten Blinddarm ins Spital überweisen musste – mir ein gutes Gefühl zu vermitteln. Wer mich ausserdem stark geprägt hat, war Harvard-Professor Ranjay Gulati mit seiner Lehre der Sinnhaftigkeit und dem Grundsatz, dass Arbeit ein Bestandteil des Lebens sein kann und nicht als Arbeit wahrgenommen wird, wenn man seine Leidenschaft darin findet.
Was braucht es für eine erfolgreiche Führung und eine gute Zusammenarbeit in einem Führungsteam?
Sehr wichtig sind gegenseitiges Vertrauen und ein gemeinsames Ziel vor Augen. Eine Führungsperson muss – auch in Krisensituationen – Entscheide fällen können. Diese sollten nicht unumstösslich sein, sondern stets hinterfragt – und wenn nötig – auch wieder angepasst werden. Fehler sind menschlich. Man sollte sie aber ansprechen, aus ihnen lernen und sie nicht wiederholen. Ausserdem erachte ich es als wichtig, dass eine Führungspersönlichkeit aktiv mit dem Team im Diskurs steht und die Fähigkeit besitzt, zuzuhören. Sie sollte auch ihre eigenen Grenzen kennen. Nicht umsonst besteht ein Führungsteam aus Personen mit unterschiedlichster Fachexpertise.
Führen Frauen anders als Männer?
Schwierig zu beantworten. Was mir spontan dazu einfällt, ist das Elternsein. Eine Mutter hat nicht nur ein nach vorne gerichtetes, sondern auch ein nach hinten gerichtetes Augenpaar. Was ich damit sagen möchte: Das ganzheitliche Führen hat sehr viel mit dem Erziehen parallel. Das wurde mir bewusst, als ich – nach jahrelanger Arbeit in Führungspositionen – spät Mutter wurde. Erfolgreich ist nur, wer klare Vorgaben gibt, authentisch und ehrlich bleibt und mit Herz bei der Sache ist. Sein Gegenüber bewusst wahrnehmen und gernhaben, klare Vorgaben machen, fordern, fördern, aber gleichzeitig zusammen lachen und es gut haben, sind Teil vom Ganzen. Diese ganzheitliche Führung ist aber nicht geschlechter- sondern vielmehr personenabhängig.
Was war Ihr erster Eindruck vom Spital Uster?
Ich war positiv überrascht. Trotz einigen herben Rückschlägen wie beispielsweise der Sistierung des Baus, auf den die Belegschaft zehn Jahre lang hingearbeitet hatte, oder der temporären Vergabe von provisorischen Leistungsaufträgen stiess ich auf hochmotivierte Mitarbeitende, die Lust haben, etwas zu bewegen und bereit sind, sich einzubringen. Im Spital Uster herrscht ein gutes Klima und die respektvolle sowie enge interdisziplinäre Zusammenarbeit erachte ich als absolut aussergewöhnlich.
Nehmen wir an, Sie hätten zwei Wünsche frei. Zum ersten: Was würden Sie im schweizerischen Gesundheitswesen per sofort ändern wollen?
Ich wünschte mir «Hospital at Home» als Standard. Ich bin überzeugt davon, dass es sich dabei um das Modell der Zukunft handelt. Die Menschen möchten nicht im Spital, sondern in ihrem häuslichen Umfeld therapiert werden.
Zum zweiten: Was wünschten Sie sich fürs Spital Uster?
Für das Spital Uster wünschte ich mir eine langfristig gesicherte Finanzierung. In diesem Spital steckt viel Potential, und es befindet sich in einer Region mit einer stark wachsenden Bevölkerung. Das sind gute Voraussetzungen für die Zukunft.
Ein Blick zurück ins 2022: Was hat das Spital Uster besonders gut gemacht?
Das Spital Uster hat aus vergangenen Fehlern wichtige Lehren gezogen und die richtigen Weichen für die Zukunft gestellt. Es hat starke operative Ergebnisse erzielt und mehr Patientinnen und Patienten behandelt als im Vorjahr. Die Mitarbeitenden haben grossen Einsatz geleistet.
Ein Blick in die Zukunft: Wo hat das Spital Uster Verbesserungspotential?
Wir müssen noch agiler werden. Es gibt einiges aufzuholen. Dabei gilt es, sich zu fokussieren und Prioritäten zu setzen. In anderen Worten ausgedrückt: Unser gegenwärtiges Ziel ist nicht das Gipfeli mit Schokoladenfüllung, sondern solides, schmackhaftes Schwarzbrot.
Zuletzt ein paar Fragen an die private Sacha Geier. Was tut Ihnen gut?
Sport. Dabei kann ich meine Gedanken ordnen. Natürlich Zeit mit meiner Familie und mit Freunden, gerne bei gutem Essen am runden Tisch, wo man sich wunderbar unterhalten und austauschen kann. Ausserdem lese ich ein Buch nach dem andern, wobei es zwischendurch auch mal ein unterhaltender Krimi sein darf.
Was nervt Sie?
Mich nerven Menschen, die lügen. Auch solche, die gegenüber anderen Menschen nicht wertschätzend sind und es nicht schaffen, «Danke» zu sagen. Womit ich auch schlecht umgehen kann, sind öffentliche Verkehrsmittel, die Verspätung haben, weil grad wieder irgendwer irgendwo streikt. Diesbezüglich sind wir in der Schweiz zum Glück sehr verwöhnt.
Wenn Sie noch einen weiteren Wunsch frei hätten, dieses Mal für sich privat. Welcher wäre es?
Ich wünschte mir eine mehrwöchige Fahrradreise mit meinem Mann – so wie einst, als wir gemeinsam quer durch die Pyrenäen fuhren. Das ist für mich der Inbegriff von Freiheit! Vielleicht wären es dieses Mal nicht die Pyrenäen, sondern der Himalaya.
Gibt es etwas, was Ihnen noch auf der Zunge liegt?
Ja. Ich möchte mich bedanken: bei den Mitarbeitenden für ihren grossen Einsatz und die gute Versorgung unserer Patientinnen und Patienten, beim abtretenden Verwaltungsratspräsidenten Reinhard Giger für die reibungslose Amtsübergabe an mich per Januar 2023 sowie bei der Geschäftsleitung für ihre Resilienz, ihr mutiges und optimistisches Vorwärtsschreiten auch in schwierigen Situationen und ihre Bereitschaft, Strategie und Ökosystem weiter zu schärfen und die zukünftigen Herausforderungen anzunehmen.
Interview: Sarah Buob
Finanzen
2022 haben wir so viele Patientinnen und Patienten behandelt wie nie zuvor. Entsprechend gut ist unser operatives Ergebnis. Leider wird dieses durch finanzielle Altlasten aus dem früheren Bauprojekt geschmälert. Dass wir darunter nun einen Schlussstrich ziehen können, stimmt uns positiv.
Zur JahresrechnungStatistiken
Wer, wie, wo, weshalb und wie lange? – Unsere Statistiken zu den Patientinnen und Patienten geben Ihnen Auskunft. Eher interessiert, von wem sie behandelt wurden? Dann empfehlen wir Ihnen einen Klick auf unsere Mitabeitenden-Analysen.
Zu den ZahlenHöhepunkte
Drei neue Gesichter auf Chefarztebene, das Ja zur Rechtsformumwandlung, die Einweihung unseres Spitalparks und die Wahl einer Verwaltungsratspräsidentin gehören klar dazu: zu unseren Highlights 2022.
Zu den Highlights«Für einen betagten Menschen ist jeder bettlägerige Tag einer zuviel.»
Geschichten
«In Uster habe ich eine sinnstiftende Aufgabe gefunden.»
«In Uster habe ich eine sinnstiftende Aufgabe gefunden.»
Der versierte Operateur und erfahrene Kliniker ist für die Frauenklinik am Spital Uster ein grosser Gewinn. Im ersten Jahr legte PD Dr. med. Ahmed El-Balat das Fundament, um die Frauenklinik in die Zukunft zu führen. «Mein Ziel ist eine patientenorientierte Medizin mit einem attraktiven Angebot für die Frauen der Region, von der Geburtshilfe bis hin zur gynäko-onkologischen Behandlung», erklärt Dr. med. Ahmed El-Balat. Warum es ihn von der Universitätsklinik Frankfurt nach Uster zog? Hier habe er eine sinnstiftende Aufgabe gefunden und sei wieder näher an den Patientinnen. Zudem sei das Zürcher Oberland eine dynamische Region. «Ich denke, dass ich als Experte in gynäkologischer Onkologie und Onkochirurgie etwas bewegen kann. Gerade, was die Weiterentwicklung der Patientenversorgung in diesem Bereich betrifft.»
Gynäkologie: 70% mehr stationäre Patientinnen
Die guten Resultate der Frauenklinik spiegeln dies wieder. So wurden 462 Patientinnen stationär behandelt – das sind 70 % mehr als im Vorjahr. «Wir haben die operativen Kapazitäten ausgebaut und konnten dem wachsenden Bedarf gerecht werden», sagt Dr. med. Ahmed El-Balat. Aber auch im Ambulatorium seien erfreulicherweise mehr Patientinnen betreut worden. Insgesamt zählte man 4636 Sprechstunden – 962 mehr als noch das Jahr zuvor. Ein Grund ist sicher der Ausbau des Sprechstundenangebotes. So wurde eine Brustspezialsprechstunde und eine Sprechstunde für Risikoschwangerschaften und -geburten etabliert.
PD Dr. med. Ahmed El-Balat, Chefarzt Frauenklinik
80 Mitarbeitende an Bord
Insgesamt gehören zum Team der Frauenklinik 80 Mitarbeitende – bestehend aus Ärztinnen und Ärzten, Pflegefachfrauen, Hebammen, Medizinischen Praxisassistentinnen und der Administration. Das Ärzte-Team hat er erweitert. «Ich konnte Dr. med. Iryna Schmeil als versierte Operateurin mit grosser Erfahrung in gynäkologischer Onkologie und Onkochirurgie sowie Dr. Mouhib Adjan als erfahrenen Geburtshelfer und Perinatalmediziner für Uster gewinnen.» Dank ihm könne man wieder vaginale Spontangeburten bei Steisslage und Zwillingen anbieten – als einziges Spital im Zürcher Oberland. Seit Anfang Juni verstärke zudem Dr. Sara Al-Qattan als neue Oberärztin das bestehende Team. «Mit einem fachlich breit abgestütztem Team können wir alle Bereiche der Frauenheilkunde auf höchstem Niveau abdecken.»
Zusammenarbeit mit USZ vertieft
Die Frauenklinik am Spital Uster und das Tumor- und Brustzentrum des Universitätsspitals Zürich (USZ) arbeiten bereits seit Jahren eng zusammen. «Durch die Kooperation mit dem USZ können wir auch bei gynäkologischen Krebserkrankungen eine nahtlose Betreuung der Patientinnen – von der Grundversorgung über die hochspezialisierte Medizin bis zur regionalen Nachsorge – gewährleisten», erklärt Dr. med. Ahmed El-Balat. Nun habe man die Zusammenarbeit weiter vertieft. Neben seiner Funktion als Chefarzt der Frauenklinik am Spital Uster arbeitet er als Leitender Arzt in der Klinik für Gynäkologie am USZ.
Die Frauenklinik des Spitals Uster erhält als erste im Zürcher Oberland die offizielle Anerkennung für die hebammengeleitete Geburtshilfe.
791 Babys
2022 erblickten 791 Babys im Spital Uster das Licht der Welt: 391 Mädchen und 400 Jungen, darunter drei Zwillingspaare. Im Januar kam Jana als 200. Baby in einer von Hebammen geleiteten Geburt zur Welt. Ein weiterer Meilenstein für das Hebammen-Team war die Anerkennung des Schweizerischen Hebammenverbandes SHV für die hebammengeleitete Geburtshilfe. «Wir sind das erste Spital im Zürcher Oberland und das Zweite im Kanton Zürich, welches das Gütesiegel des SHV trägt», so Dr. med. Ahmed El-Balat. Dabei seien die erforderlichen Qualitätskriterien mit der Maximalpunktzahl erfüllt worden. Das mache ihn als Leiter der Frauenklinik natürlich ausserordentlich stolz. Schon seit 2018 besteht dieses Angebot für werdende Mütter im Spital Uster – bis Ende 2022 wurden bereits über 250 Babys hebammengeleitet geboren. Auch Zwillinge und Babys aus Beckenendlage dürfen im Spital Uster ganz natürlich auf die Welt kommen. So freute man sich im 2022 über eine spontane Zwillingsgeburt und sieben Steisslagengeburten.
Text: Jana Eichenberger
Höchste Kompetenz in Haustürnähe
Höchste Kompetenz in Haustürnähe
Wie gestaltete sich das vergangene Jahr mit «da-Vinci» am Spital Uster? In der zwischenmenschlichen Beziehung führt das verflixte 7. Jahr ja oft zu einer Trennung …
Nun ja. Die Trennung erfolgte bereits etwas früher. Nämlich im 6. Jahr. Da ersetzten wir unseren Roboter da-Vinci Si durch ein neueres Modell. Insofern verlief das Jahr 2022 ohne Komplikationen. (schmunzelt)
Dem Roboter sind wir treu geblieben.
Selbstverständlich. Wir sind ihm nicht nur treu geblieben, sondern haben viel in ihn investiert. Operieren mit da-Vinci ist am Spital Uster sowohl in der Urologie, wie auch in der Viszeralchirurgie und der Gynäkologie schon lange Standard. Im Kanton Zürich waren wir eines der ersten Regionalspitäler, die da-Vinci eingeführt haben. Entsprechend gross ist unser Know-how.
Die Greifarme des da-Vinci-Roboters sind während der Operation steril verpackt.
Dieses Know-how wird intensiv an die nächste Generation weitergegeben.
Ja. Wir sind eine schweizerische Weiterbildungsklinik und ein anerkanntes Lehrspital der Universität Zürich. In der Ausbildung der roboterassistierten Chirurgie – insbesondere in der Viszeralchirurgie – sind wir federführend. Unsere Ausbildungsplätze sind begehrt. Bereits seit Jahren erhalten wir in Bezug auf unsere ärztliche Fort- und Weiterbildung überdurchschnittlich gute Noten. Das hat sich offenbar herumgesprochen.
Wie erklären Sie sich diese guten Noten?
Ich nehme an, es hat damit zu tun, dass wir Ausbildner alle mit Herzblut bei der Sache sind. Wir machen um das roboterbasierte Operieren kein Riesentheater und führen die Jungen auch ganz bewusst an diese Technik heran. Der da-Vinci ist für mich persönlich ein Werkzeug. Genauso wie wir als Kinder lernen, Messer und Gabel richtig zu halten und zu gebrauchen, lernen unsere Oberärztinnen und Oberärzte, die Steuerkonsolen des da-Vinci korrekt zu bedienen.
Das Operieren mit den Steuerkonsolen des da-Vinci-Roboters will gelernt sein.
Wie muss man sich diese Ausbildung vorstellen?
Nach einer Theorieprüfung müssen rund 60 Stunden am Simulator absolviert werden. Erst dann arbeiten die Oberärztinnen und Oberärzte assistiert am Patienten. Am Spital Uster besitzen wir einen da-Vinci-Operationsroboter mit Doppelkonsole. Es können also zwei Operateure gleichzeitig operieren. Es ist vergleichbar mit der Autofahrstunde, wo der Fahrlehrer die Anweisungen gibt und jederzeit ins Geschehen eingreifen kann.
Was macht «da-Vinci» zur 1. Wahl in der Chirurgie ?
Operieren mit dem Roboter hat für den Chirurgen diverse Vorteile. Es ist ergonomischer: Indem wir sitzend operieren und die Arme abstützen können, ermüden wir weniger schnell. Das dreidimensionale, zwanzigfach vergrösserbare Bild, die individuell einstellbare Bewegungsübersetzung und der zitterfreie Roboterarm ermöglichen überdies noch mehr Präzision. Das da-Vinci-Operationssystem ist eine Weiterentwicklung der Schlüssellochmedizin und bietet für die Patientinnen und Patienten dieselben Vorteile: minimale Hautschnitte mit kleinen Narben, geringere Schmerzen und schnellere Genesung. Überdies vermag der Roboter die Instrumente im Körper sanft zu bewegen, da er einen genauen Angelpunkt berechnen kann. So wirken weniger Scherkräfte auf die Muskeln oder das Bauchfell. Die Technik ist also insgesamt schonender. Wir verwenden sie in der Hernien- und Darmchirurgie sowie bei Operationen am Mastdarm (Rektum).
Verringert sich dadurch auch die Spitalaufenthaltsdauer?
Ja. Bei einigen Eingriffen zeigen das unsere Datenanalysen sehr deutlich – beispielsweise in der Narbenhernienchirurgie. Am Spital Uster führen wir jährlich über 300 Hernien-Eingriffe durch – wenn immer möglich minimalinvasiv mit dem da-Vinci-Operationsroboter.
Das Spital Uster hat kürzlich das Gütesiegel «Qualitätsgesicherte Hernienchirurgie» der Deutschen Hernien Gesellschaft (DHG) erhalten. Die Ernte langer Vorarbeiten!
Genau – und der erste Schritt in Richtung eines zertifizierten Hernienzentrums. Unser Team bringt eine grosse Expertise mit. Dass wir in einem Regionalspital mit unserer Grösse drei Spezialisten haben, die den Schwerpunkttitel Viszeralchirurgie ausweisen, ist ausserordentlich. Bewohnerinnen und Bewohner der Region geniessen höchste Kompetenz in Haustürnähe. Sie profitieren von einer spezialisierten Medizin und bei vielen Eingriffen von einer schonenden Roboterchirurgie.
Die Roboterchirurgie hat aber auch ihren Preis.
Oh ja. Das ist ihre Schattenseite. Natürlich wollen wir alle von der spezialisierten Medizin und Chirurgie profitieren. Aber sie ist teuer und die Gesundheitspauschalen sind bislang dieselben geblieben. Da muss sich definitiv etwas ändern, wenn wir auch in Zukunft davon Nutzen ziehen wollen.
Interview: Sarah Buob
«Im Spital Uster fühle ich mich zuhause.»
«Im Spital Uster fühle ich mich zuhause.»
Loyalität und Treue sind Werte, die sich jede Führungskraft von seinen Mitarbeitenden wünscht. Umgekehrt ebenso: Auch Mitarbeitende wünschen sich einen loyalen Arbeitgeber. Einer, der sie wahrnimmt, unterstützt und fördert. Das Spital Uster nimmt das Ernst. Ein respektvoller und wertschätzender Umgang über alle Hierarchiestufen hinweg, Mitspracherecht und gute Entwicklungsmöglichkeiten sind nur einige der Werte, die hier gelebt werden. Das ist auch eine Erklärung dafür, dass viele ehemalige Mitarbeitende gerne ans Spital Uster zurückkehren. Zu ihnen gehört Isebel Thamarasseril. Sie machte am Spital Uster ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau HF, stieg danach zur Pflegefachverantwortlichen auf und entschied sich dann, das Spital Uster zu verlassen, um eine Zusatzausbildung in einem Zentrumsspital zu starten.
Isebel Thamarasseril ist Pflegefachverantwortliche am Spital Uster.
Ersehnte Rückkehr
«Als ich weg war, wurde mir erst richtig bewusst, wie verwöhnt ich am Spital Uster gewesen war», sagt sie. Sie sei von Beginn weg unterstützt und gefördert worden. «Ich war nicht nur fachlich super betreut, sondern arbeitete auch mit tollen Menschen zusammen.» Ein Wechsel des Arbeitgebers hatte sich für Isebel Thamarasseril aufgedrängt, da am Spital Uster für das gewünschte Nachdiplomstudium kein Platz mehr verfügbar gewesen war. «Ich freute mich auf die die neue Arbeitsumgebung und betrachtete den Wechsel als Chance», sagt sie.
«Als ich weg war, wurde mir erst richtig bewusst, wie verwöhnt ich am Spital Uster gewesen war»
Schon bald sei sie aber sehr unglücklich gewesen und habe das Spital Uster mit seinem persönlichen Arbeitsklima vermisst: «Ich ging nur noch zur Arbeit um der Ausbildung willen», sagt sie. Als sie diese aus privaten Gründen abbrechen musste, sei für sie sofort klar gewesen, ans Spital Uster zurückzukehren.
Mit allen per Du
«Ich konnte im Spital Uster dort einsteigen, wo ich aufgehört hatte», schwärmt Isebel Thamarasseril. Auch ihre bisherig geleisteten Dienstjahre seien beim Aus- und Wiedereintritt nicht verfallen, sondern aufaddiert worden. «Und was mich besonders gefreut hat: Den Mitarbeitenden im Haus war aufgefallen, dass ich weg gewesen war.» Das sei das Besondere am Spital Uster: Es herrsche eine familiäre Atmosphäre, man kenne sich und begegne sich auch interdisziplinär auf Augenhöhe. Diese offene, respektvolle und wertschätzende Kommunikation wurde inzwischen in einer Du-Kultur verankert. Sie soll hierarchisches Denken und Handeln weiter abbauen. Die flachen Hierarchien wirken sich positiv auf die Unternehmenskultur aus, ist Isebel Thamarasseril überzeugt: «Ich finde es super, dass CEO Andreas Greulich auch in der Basis präsent ist und sich persönlich vor Ort ein Bild macht.» Kürzlich habe er einen Vormittag lang auf der Station mitgearbeitet.
Massnahmen zur Entlastung der Pflege
Natürlich stehe auch in Uster nicht alles zum Besten und insbesondere in der Pflege gebe es viel Verbesserungspotential, stellt die junge Pflegefachfrau klar. Bei der dauerhaft hohen Belastung sei ein gutes Team, das am selben Strick ziehe, jedoch Gold wert. Ausserdem seien im vergangenen Jahr diverse Massnahmen zur Entlastung der Pflege in die Wege geleitet worden. Die Vergütung der täglichen Umkleidezeit in Form von vier Jokertagen pro Jahr, die als Freitage eingesetzt werden können, ist eine davon. Eine andere die eigenverantwortliche Dienstplangestaltung durch das Team, welche auf einer Abteilung als Pilotprojekt zur Umsetzung kam. Ganz neu wurde ausserdem der Prozess in der Visite angepasst. Er sieht nicht nur vor, dass sich die Ärzteschaft eigenständig über die Patientinnen und Patienten informiert, sondern diese auch in die Visite mit einbezieht. Effiziente und strukturierte Abläufe führen zu einer massiven Zeiteinsparung für die Pflegenden. «Das alles sind Bestrebungen in die richtige Richtung», sagt Isebel Thamarasseril. «Wir hoffen, dass sie in Zukunft tatsächlich zu einer Entlastung des Pflegepersonals führen werden.» Sie bleibe optimistisch. Gewiss sei vorerst immerhin etwas: «Der Wechsel in ein anderes Spital ist keine Option für mich.»
Text: Sarah Buob